111 Sachen in Franken machen Oberfranken

Der Mühlenweg im Frankenwald

Mühlenweg

Die Wassermühlen am Mühlenweg im Frankenwald liegen idyllisch entweder am Rande oder ganz außerhalb der Dörfer. Rauschbach, Schlackenmühlbach, Vollaufbach und Rehbach lieferten die Energie, die in früherer Zeit den Menschen heilig waren und voller Geister schienen. Der Müller spannte diese ein, ganz so, wie es der Wasserstand und die Auftragslage erforderte. Dann rauschte nicht nur das Wasser, sondern die Mühle begann zu klappern, rumpeln und poltern. Den Menschen schienen die Mühlen unheimlich: Wie von Geisterhand bewegten sich Räder und Mahlwerk, während es gleichzeitig im Gebälk knarzte und stöhnte. Nur der Müller kannte sich in diesem undurchdringlich scheinenden Gewirr von Trichtern, Wellen, Kurbeln, Hebeln und Kästen aus, schüttete das Getreide säckeweise hinein und holte unten ein kleines Häufchen Mehl heraus.

Elf Mühlen und ein Hammerwerk

Petersmühle

Entlang des Mühlenwegs reihen sich elf Mühlen und ein Hammerwerk wie Perlen an der blauen Kette kleiner Flüsschen, gesäumt von Wegen. Über Jahrhunderte hinweg versorgten die Wassermühlen in den Tälern die Menschen mit den nötigen Mehl. Immerhin war in der bäuerlichen Hofgemeinschaft die Mühle oft das einzige, das der Bauer nicht selbst betreiben konnte. Er musste sein Getreide zum Mahlen in die Mühle bringen. Die Mühlrechte regelten genau, wer wie viel Wasser wann nutzen durfte, um die Mühle zu betreiben. Eine Mühle reichte aus, um rund 100 Menschen übers Jahr mit dem nötigen Mehl zu versorgen.

Schattige Kühle an heißen Tagen

Pestwurz
Mühlenweg

Der Mühlenweg im Frankenwald ist insgesamt 16 Kilometer lang: Wir nutzten die Kühle des Tages für einen frühen Start, stellten das Auto am Parkplatz in Buckenreuth ab, liefen los und waren schon bald im schattigen Wald. Tannennadeln und Buchenlaub federten unter den Sohlen und bald tauchte mit der Schübelsmühle die erste Mühle am Wegrand auf. Der Weg führte am Nordhang entlang, der sogenannten Winterleite. Da das ganze Jahr hindurch nur wenig Sonne bis ins Tal kommt, wachsen hier ganz besondere Schattenblumen. Bei der nächsten Mühle, der Petersmühle, erobern sich Pestwurz, Brennnesseln und Birken das recht feuchte Terrain zurück.

Der Mühlenweg führt im Tal entlang

Mühlenweg

Ab hier ging es am Waldrand auf der Sonnenseite weiter. Gelegentlich wurden wir von Radfahrern überholt, auch wenn der Weg selbst nicht sehr radfahrtauglich scheint und sich die Wurzeln der Bäume stufenartig querlegen. Die Schlackenmühle ist zwar nicht mehr in Betrieb, wird aber wenigstens bewohnt. Der Weg führte am Grundstück lang, so dass die Wanderer nicht den Hof queren müssen. Auch in der Papiermühle wird kein Papier mehr hergestellt. Sie ist als Zweitwohnsitz aufgehübscht. Hinter ihr ging es über die Brücke auf die andere Seite des Mühlbaches. Wer auch die Neumühle sehen will, muss später ein Stück der Straße entlang – und auch wieder zurückgehen. Dafür kommen wir an der Hübnersmühle vorbei, rasteten auf einer Bank und genossen die Stille. Eines der Gebäude ist zwar bis heute ohne Strom, wird jedoch zum Teil bewohnt.

Grüner Pfad im Frankenwald

Mesethmühle

Aus der Hammermühle Guttenberg wurden schmucke Wohnhäuser, in der Werkzeugfabrik Krumpholz wird jedoch immer noch geschmiedet. Von hier aus geht es etwas steiler bis zur Kleinrehmühle hinauf. Da wir Hunger hatten, kehrten wir ein und genossen die frisch geräucherte Forelle aus den eigenen Forellenteichen. Der Rest des Weges lief sich dann fast von selbst: Über die Mehltaumühle ging es zur Vollaufmühle und schließlich zum sogenannten Dreiländereck, einem kleinen Weiher, in dem jedes der drei Häuser zu einer anderen Gemeinde gehört: Die Mesethmühle nach Walberngrün, das Weberhaus nach Horbach und der Bromenhof nach Schlockenau. Ab hier ging es über die sonnenbeschienene Straße via Schlockenau wieder zurück nach Buckenreuth. Geschafft.

Das Mühlrad kennzeichnet den Mühlenweg

Mühlenweg

Mit Pausen waren wir gut sechs Stunden unterwegs. Wer sich etwas mehr beeilt, braucht für die Strecke nicht ganz so lange. Mit dem symbolischen Mühlrad gekennzeichnet, ist der Mühlenweg gut ausgeschildert.

Dass es nur noch so wenige funktionierende Mühlen gibt, daran ist das 1957 verabschiedete Mühlengesetz schuld: Legten die Besitzer kleiner und mittlerer Mühlen ihre Betriebe still, wurden sie entschädigt. Sie bekamen eine staatliche Prämie, wenn sie für mindestens 30 Jahre ihre Mühle nicht mehr betrieben. Gab es 1946 in ganz Bayern noch rund 4440 Wind- und Wassermühlen, waren es 1996 gerade einmal noch 400. Die Mesethmühle war als einzige Mühle auf dem Mühlenpfad noch bis 1970 in Betrieb.

Lage der Wanderstrecke auf der Karte. Länge ca. 16 km.

 

Link: Wegbeschreibung Mühlenweg


 

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