Oberfranken

Sanspareil – der Felsengarten

Sanspareil Theater von Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth

„Ein kleiner Abstecher nach Sanspareil hat mich am Schreiben gehindert. Die Lage des Ortes, an dem wir waren, ist einzig. Die Natur selbst war die Baumeisterin. Die dort aufgeführten Gebäude sind von sonderbarem Geschmack. Alles ist ländlich und bäuerisch. Wir hatten eine recht gute Gesellschaft, und aller Zwang war verbannt.“
Das schrieb 1749 die Markgräfin Wilhelmine in einem Brief. Zu dieser Zeit waren die Bauarbeiten im Felsenhain bereits abgeschlossen und der Ort Zwernitz in Sanspareil umgetauft. Dieser Felsenhain lag direkt neben der mittelalterlichen Burg Zwernitz, die zur markgräflichen Jagd diente. Hier waren ein kleines Schlösschen, ein Ruinentheater, ein Belvedere und viele andere lauschige Plätzchen und Häuschen entstanden.

Felsen bilden schmale Gänge
Felsen bilden schmale Gänge

Erziehungsroman als Bestseller

Immer wieder schrieben Menschen Bücher, mit denen sie erzieherisch auf ihre Leser einwirken wollten. Manche dieser Titel sind bis heute bekannt. „Emile“ von Rousseau ist eines von ihnen. Ein anderes war der Roman von Fénelon. Damals ein Bestseller, kennt ihn heute kaum noch jemand. Der Autor beschrieb darin die Abenteuer Telemachs, der sich auf die Suche nach seinem Vater Odysseus begeben hatte.

Prinzessin Wilhelmine war Markgräfin von Bayreuth, preußische Prinzessin und Schwester Friedrich des Großen. Sie gab diesem Erziehungsroman Raum und verlegte die Orte, an denen Telemach seine Unterweisungen empfing, in die Schloss- und Parkanlage Sanspareil. Noch heute tragen Felspartien solche Namen wie „Mentors-“ oder „Kalypsogrotte“.

Dörfliche Landschaft aus dem Bilderbuch

Hier sieht Oberfranken aus wie eine dörfliche Landschaft aus dem Bilderbuch: sanfte Hügel wechsen einander ab, ab und an schmiegt sich ein kleines Dorf dazwischen und am Bach klappert eine Mühle. Die Burg Zwernitz überragt den Ort Sanspareil bis heute. In den Sommermonaten kann sie besucht werden, doch von Ende Oktober bis zum April ist sie geschlossen, ebenso wie der Morgenländische Bau.

Zur Zeit Wilhelmines bestimmten eher strenge Formen und geometrisch geschnittene Hecken den barocken Gartenbau. In Sanspareil jedoch durfte die fränkische Natur einen Teil ihrer Urwüchsigkeit behalten. Die bizarren Felsen wurden Teil der Gartenarchitektur und von kleinen Bauten gekrönt. Leider blieb von diesen nicht mehr viel erhalten. Manche fielen Unwettern zum Opfer, andere wurden abgerissen und das Material an anderer Stelle verwendet.

Wer durch den Park wandert, findet viele Schilder, die auf die einstigen Bauten im Felsengarten hinweisen. Für Wilhelmine bildeten sie einst die Kulisse zur Geschichte, nach der Telemach auf der Suche nach seinem Vater Odysseus war. Auf dieser Suche wurde er von seinem Mentor begleitet. Das war die Göttin Athene, die sich in einen alten Mann verwandelt hatte.

Das Theater im Felsengarten
Das Theater im Felsengarten

Wie sein Vater Odysseus genoss auch Telemach die Gastfreundschaft der griechischen Nymphe Kalypso: Die Kalypsogrotte in Sanspareil erinnert daran.

Das Idealbild eines weisen Königs

In diesem Erziehungsroman beschwört der Autor das Idealbild eines weisen Königs. War das Buch deshalb so beliebt bei Wilhelmine und ihrem Bruder, dem preußischen Kronprinz Friedrich? Der fränkische Buchenhain wurde zur griechischen Insel – und das literarische Programm der Markgräfin lässt sich bis heute hier lesen.

Als wir durch Sanspareil flanierten, war es an diesem Tag – entgegen der sonnigen Vorhersage – regnerisch. Die sacht fallenden Tropfen gaben der romantischen Anlage einen wehmütigen Anstrich. Schilder an Felsen, Nischen und Aussichtspunkten erläutern all das, was wir als Spaziergänger nicht mehr sehen können. So können wir uns wenigstens vorstellen, wie zu Wilhelmines Zeiten alles einmal ausgesehen haben mag.

Einst war hier schöne Aussicht
Einst war hier schöne Aussicht

Belvedere mit seiner Aussicht

Auch der Ausblick, Belvedere, bot nur trübe Sicht auf vergangene fruchtbare Zeiten: Trist und braun lag der abgeerntete Acker vor uns. Das kleine Cafe im ehemaligen Küchenbau hatte glücklich noch geöffnet – leider nur an sonnigen Sonntagen.

Das Wacholdertal

Unweit von Sanspareil beginnt ein schöner Rundweg durch das Wacholdertal: Auch hier hingen die Zweige tief. Wassertropfen funkelten wie kleine Diamanten. Wacholder und Wacholderheide sind ein Relikt aus der Zeit, als noch Schafherden über die fränkischen Hügel zogen. Alles, was auf den Wiesen an den Hängen wachsen wollte, wurde von den Schafen weggeknabbert.  Da der Wacholder den Schafen nicht schmeckte, blieb er stehen. Das Tal selbst ist nicht allzu lang und eignet sich hervorragend für einen kleinen Spaziergang.

Herbstimpressionen in Sanspareil

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Lage des Felsengartens in Sanspareil auf der Karte

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Link für weitere Informationen zum Felsengarten Sanspareil. Bitte hier klicken.

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