Foto Gerätehäuschen in den Weinbergen mit Gesicht auf der Fasade

Nicht Main, sondern: Maa, Mee, Mää… was sich wie dynamisches Ziegengemecker anhört, ist in Wirklichkeit die korrekte Aussprache des Mains entlang seiner Laufbahn: Nicht weit von Bayreuth entspringt der Fluss, der von hier bis Bamberg Maa genannt wird. In Schweinfurt und Würzburg ist es der Mee, in Aschaffenburg der Mää und in Hessen wieder der Maa.

Er hat zwei Quellen, den roten und den weißen Main. Daher ist Kabarettist Michl Müller der Ansicht, dass der Main ein echter Franke ist, rot-weiß eben, auch wenn er später noch durch Hessen fließt, bis er im Rhein aufgeht.

Alles fließt

Entspringt der klare Quell der Erde
eilt er, getrieben von der Schwere
hinab. Ergießt sich in das leere
Bett des Flusses. Auf dass er werde

tiefer und breit. Bereit zu tragen.
Er strömt dahin. Lässt seine Geburt
stets hinter sich und trägt doch alles fort
was von dort stammt. Bewahrt die Klagen

der Menschen, ihre Tränen.
Verspüren wir doch stets ein Sehnen
nach der Unendlichkeit.

So klar, wie zu Beginn der Quell
bleibt’s nicht. Manchmal blinkt’s hell
im Sonnenlicht. Das Meer ist weit.

Mit dem Fahrrad am Main entlang

Das Beste am Radfahren sind die Pausen, rief uns ein Radler zu. Wir hatten derweil die Räder an einen Bildstock gelehnt und uns auf die Bänke im Schatten gesetzt. Das Auto brachte unsere Räder zum Main und wartete geduldig in Bischberg. Von dort aus fuhren wir Mainabwärts zwischen Industriegebiet und Bundesstraße entlang. Gelegentlich blitzte der Main hindurch, oft ahnten wir jedoch nur, dass er sich nicht weit von uns träge in seinem Bett wälzt, dort, wo Büsche und Bäume einen grünen Saum bildeten.

Frachter auf dem Main

Ab Eltmann verläuft der Radwanderweg direkt am Fluss entlang. Der Mitbewohner fuhr hinter mir, guckte dem Frachter hinterher und übersah mein Halten. Glücklicherweise ist nichts passiert. Enten sonnten sich am Ufer, Autos brausten über die Brücke. Nicht immer ist im Main so wenig Wasser wie momentan.

Wallfahrtskirche Maria Limbach

Der Weg führte an der Wallfahrtskirche Maria Limbach vorbei. Sie ist zwar von Planen und einem Baugerüst verhüllt, erlaubte jedoch den Eintritt.

Gnadenbrünnlein an der Wallfahrtskirche Maria Limbach

Neben dem Kirchlein fließt ein Gnadenbrünnlein. Wir sahen davon jedoch nichts: Es ist wie mit einem Sarkophag umhüllt, die kleine Pforte fest verschlossen. Hier geschahen der Überlieferung nach Wunder und Heilungen: Das Hüftleiden von Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn besserte sich und er beauftragte den Architekten Balthasar Neumann, hier eine Kirche zu bauen. Da uns nichts schmerzte, konnten wir nicht ausprobieren, ob das Gnadenbrünnlein Wirkung zeigt. Vielleicht klappt es ja ein andermal.

Zeil am Main

Gasthaus Freyung in Zeil am Main

Durch Zeil am Main schoben wir die Räder. Das Fachwerk ist so schön, dass wir staunend durch die Straßen gingen und uns auf aufwändig gestaltete Balken und Wände hinwiesen. Hier ist schon Weinfranken mit seinen Weinbergen.

Käppele in Zeil am Main

Von oben grüßt das Käppele mit seinen beiden Turmspitzen. Wer den Weg bis oben schafft, wird mit einer großartigen Aussicht belohnt.

Allerdings sparen wir uns heute den Aufstieg, bleiben mit den Rädern unten und kehren in der alten Freyung ein. Mit einer dreierlei Brotzeit im Bauch lässt sich der Rückweg wagen.

Brotzeit mit Dreierlei: Bratwurstbrät, Gerupfter und Ziebeleskäse

Auf der anderen Mainseite entlang

Den Rückweg fahren wir auf der anderen Seite des Mains entlang, mäandern zwischen Feldern und Schienen, passieren verschwiegene Badestellen und finden nicht immer auf Anhieb den Weg.

Winzerhäuschen bei Ebelsbach am Main

Von der anderen Straßenseite grüßt das kleine Haus mit dem lachenden Gesicht. Der Mitbewohner erzählt, wie er mit seinen Brüdern darauf spitzte, dass endlich das Häuschen zu sehen war. Bei uns zirpten die Grillen und das von der Sonne gedörrte Gras knisterte leise unter den Reifen. Es roch nach Hochsommer und Urlaub, nach Staub und ein wenig verschwitzt querten wir den gemähten Acker bis zum nächsten Weg. Wir hatten Zeit. Uns treibt nichts und so trudelten wir durch den endlos scheinenden Tag und kamen doch bald über die Brücke zurück zum Auto.

Der gesamte Mainradweg ist insgesamt 600 Kilometer lang. Wir haben etwa 25 von ihnen befahren. Mit Rück- und ein wenig Umwegen waren wir insgesamt fünf Stunden unterwegs. Uns trieb niemand an, wir wollten genießen, gucken und den Tag geruhsam verstreichen lassen. Das hat gut funktioniert und ich nehme mal an, das würde für alle 600 Kilometer genauso gelten. Der Main selbst ist Bundeswasserstraße und trägt immer noch viele Frachten bis zum Meer.

Karte mit Ausgangspunkt in Bischberg

 

Link zum Radweg am Main

An seinem Ende mündet der Main bei Mainz in den Rhein und gelangt über diesen bis zur Nordsee, zum Meer also. Das ist ein hinreichender Grund, mit diesem Beitrag an der Blogparade „Europa und das Meer – was bedeutet mir das Meer?“ #DHMMEER teilzunehmen, die vom Deutschen Historischen Museum ausgerichtet wird.

Wer mag, findet unter dem Link viele weitere Beiträge rund um Meer und Wasser.

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